Josef-Staab-Platz Kiedirch mit Wiese und Bäumen mit Blick auf das Kiedricher Rathaus und die Kirche St. Valentinus und Dionysius

Kiedricher Rathaus

Blick auf den Josef-Staab-Platz

Klimaanpassung geht nur zusammen: Wir sind alle gefragt


Eltville am Rhein. „Schon heute merken wir die Auswirkungen des Klimawandels ganz konkret, beispielweise an Extremwetterereignissen, in unserem eigenen Lebensumfeld“, betont Hannah Fröb. Sie ist seit Oktober 2023 die gemeinsame Klimaanpassungsmanagerin für Eltville am Rhein, Oestrich-Winkel, Walluf, Kiedrich und Schlangenbad. Die Aufgabe der Wiesbadenerin ist es, ein integriertes Klimaanpassungskonzept für die fünf Kommunen zu erarbeiten. Unterstützung erhält sie dabei durch die Hochschule Geisenheim, mit der die Stadt Eltville in verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit bereits zusammenarbeitet.

Für die Konzepterstellung ist zunächst einmal eine Bestandsaufnahme notwendig. „Hierbei arbeite ich sehr eng mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren aus den Kommunen und anderen Sektoren wie Wald, Wasser und Wein zusammen“, erzählt Fröb. Aktuell wertet die 26-Jährige dafür auch die Klimadaten für die Region aus und wirft einen Blick auf die zu erwartenden Entwicklungen.

Für eine lebenswerte Zukunft

„Der Klimawandel stellt für unsere Städte, Landschaften und Ökosysteme sowie auch für unsere Gesundheit eine immense Herausforderung dar. Klimaanpassung zielt darauf ab, bestmöglich mit diesen Herausforderungen umzugehen – das wird an vielen Stellen ein Überprüfen unserer Gewohnheiten erfordern“, appelliert Fröb. Gleichzeitig hätten Klimaanpassungsmaßnahmen das Potential, die Lebensqualität möglichst zu erhalten und dazu beizutragen, Städte und Gemeinden noch lebenswerter zu gestalten.

Die Begrünung und Entsiegelung von innerstädtischen Flächen, aber auch die Pflanzung resilienter Weinsorten oder Schaffung von Regenrückhaltestrukturen im Wald sind Beispiele für Klimaanpassungsmaßnahmen. Klimaschutz hingegen meint Maßnahmen, die der Erderwärmung und dem damit verbundenen Klimawandel entgegenwirken, beispielsweise der Einsatz von erneuerbaren Energien. „Zwischen beidem gibt es aber durchaus Synergien“, betont Fröb, „zum Beispiel können Begrünungsmaßnahmen zur Energieeffizienz beitragen und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Klimaanpassung.“ Überdies solle Klimaanpassung nie ohne Klimaschutz gedacht werden, denn man könne sich nur in begrenztem Rahmen an den schnell voranschreitenden Klimawandel anpassen.

Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit

Hannah Fröb hat ihren Master im Bereich städtisches Umweltmanagement in den Niederlanden abgeschlossen. An der Position als interkommunale Klimaanpassungsmanagerin reizt sie nicht nur ihre Liebe zur Natur und ihr Interesse an den Potentialen der Landnutzung für das Klima und die Biodiversität, sondern auch die Möglichkeit, mit Maßnahmenplanung nicht an Gemeindegrenzen stoppen zu müssen, sondern auf Bacheinzugsgebietsebene arbeiten zu können – vom Taunuskamm, wo die Bäche entspringen, bis hinunter zum Rhein.

In der interkommunalen Zusammenarbeit sieht sie vor allem Chancen. „Den größten Mehrwert sehe ich in dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch verschiedenster Bereiche“, so Fröb, „wir bringen das Wissen vieler kluger Köpfe zusammen und stellen uns gemeinsam strategisch für die Zukunft auf, denn Klimaanpassung geht nur zusammen, wir sind alle gefragt.“ Als herausfordernd beschreibt sie, dass alle fünf Kommunen strukturell ganz unterschiedlich aufgestellt seien. „Das macht die Kommunikation nach innen und nach außen deshalb umso wichtiger.“

Auftaktveranstaltung in Kiedrich

Auch die Bürgerschaft ist gefragt. Sie soll durch verschiedene Informations- und Beteiligungsmöglichkeiten eingebunden werden. Den Auftakt bildet eine Veranstaltung mit der Hochschule Geisenheim am 6. Mai 2024 um 19.30 Uhr im Kiedricher Bürgerhaus. Professor Dr. Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim, wird einen wissenschaftlichen Vortrag zu den Klimawandelfolgen im oberen Rheingau halten. Anschließend sollen die Ziele und der Prozess des integrierten Klimaanpassungskonzeptes erläutert werden. Interessierte können sich online unter https://www.eltville.de/anmeldung_auftakt_klima anmelden.

Hintergrund zum Förderprojekt

Die Erstellung des nachhaltigen Anpassungskonzepts für die fünf Kommunen wird vom Bundesumweltministerium aus der Richtlinie „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ gefördert. Die Projektumsetzung ist auf zwei Jahre begrenzt. Die Zusammenarbeit der Kommunen wird durch Hannah Fröb von Eltville aus koordiniert. Die Haupthandlungsfelder, die im integrierten Klimaanpassungskonzept berücksichtigt werden sollen, sind Starkregenschutz und -prävention, die Klimaanalyse für die Stadt- und Gemeindegebiete, die Förderung einer klimawandelgerechten Entwicklung der Landnutzung sowie die Stadtentwicklung und Gestaltung innerörtlicher Flächen.

Nach der Erstförderung wäre eine Folgeförderung möglich, die sich dann auf die konkrete Umsetzung der bis dahin erarbeiteten Maßnahmen bezieht.

Weitere Informationen zum Projekt unter: https://www.eltville.de/leben-wohnen/nachhaltiges-eltville/klimaschutz-anpassungen/integriertes-klimaanpassungskonzept/